Interessante Beobachtungen zur Tragzeit von Crotalus d. durissus, Linnaeus 1758 von Roger Aeberhard, Schweiz.
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Die tropische Klapperschlange Crotalus d. durissus, Cascabel wie sie allgemein auch im Spanischen genannt wird, ist mit ihren bis zu 180cm Länge, einen Umfang wie ein trainierter Oberarm und ihrer bis ins hohe Alter vorhandener wunderschöner leuchtender Färbung eine wahrlich imposante Erscheinung.
Durch ihr Vorkommen an der nördlichen Küstenregion von Guyana, Surinam, franz. Guyana, den Staat Amapa in Brasilien und evt. den äusseren Nordosten Venezuelas und das dortige milde Klima entfällt eine Überwinterung, ja sogar eine Winterruhe im natürlichen Habitat. Nach unseren Erfahrungen schadet jedoch eine milde Winterruhe im Terrarium keinesfalls.
Mit unserem Pärchen, welches wir im Jahr 2003 erworben haben, konnten wir nun schon das vierte Mal nachzüchten. Am 22.04.2006, im Alter von 3 Jahren wurde bei uns der erste Nachwuchs von 11 Babys geboren, wobei die Paarung schon im Oktober 2002 stattgefunden hat. Wenn man davon ausgeht dass die Befruchtung der Vehikel gleich anschlägt, so ergibt das eine Tragzeit von rund 6 Monaten.
Am 10.10.2006 konnten wir die einzige Paarung in diesem Jahr beobachten. Da die Crotalus d. durissus zu Hause im Wohnraum untergebrach sind, konnte man sie täglich beobachten. Am 02.05.2007 wurden 10 Babys geboren. Dieses mal war die Tragzeit 206 Tage oder 6 ¾ Monate.
Am 12.10.2007 war dann wieder eine Paarung zu beobachten. Am 22.05.08 wurden nach einer Tragzeit von 7 1/4 Monaten (222 Tage) 19 Babys geboren. Das alles ist nichts Aussergewöhnliches und hat eine schöne Regelmässigkeit.
Die Wintermonate von 2005 bis 2008 waren alle in etwa gleich mild und vor allem relativ kurz bei uns in der Ostschweiz. Die Winter haben spät, so anfang Januar erst richtig angefangen und waren Anfang März auch schon wieder zu Ende. Es gab nur wenige Tage mit Minustemperaturen bei uns. Dadurch hatten wir in unserer Wohnung auch in der Nacht nicht unter 18 bis 20°C. Tagsüber wurden die Temperaturen von bis zu 28°C im Terrarium auch wieder rasch erreicht. Das Crotalus d. durissus- Paar war immer im 2. Terrarium in der Höhe. Dadurch konnte die Temperatur mit Hilfe der Beleuchtung vom unteren Terrarium auch schneller ansteigen. Einzig die Beleuchtungsdauer wurde im Winter langsam von 12 Stunden auf 9 Stunden reduziert.
Wieder Mitte Oktober, am 14.10.2008 wurde die letzte Paarung beobachtet. Doch dieses Mal kamen die Babys, 24 an der Zahl, erst am 11.07.2009 auf die Welt. Nach rund 9 Monaten (293 Tage) Tragzeit.
Was war anderst?
Im August war der Umzug in unser eigenes Haus. Das Terrarium mit den Crotalus d. durissus musste umstandshalber in den Klimaraum, den kleineren Schlangenraum wo für Tiere vorgesehen ist, die eine Überwinterung brauchen. Für den ersten Winter von 2008 auf 2009 konnten wir dies noch nicht so umsetzen, wie es geplant war. Einige Tiere wie Crotalus lepidus klauberi, Crotalus horridus, Hemachatus, Deinagkistrodon acutus und Bogertophis subocularis konnten durchaus ihre Überwinterung im Terrarium erfolgreich verbringen. Doch waren mit Python regius, Sanzinia madagascariensis und den Crotalus durissus eben auch Tiere im gleichen Raum, die zumindest Tagsüber eine hohe Temperatur haben mussten und in der Nacht auch nicht zu kalt bekommen dürfen. Da wir keine Bodenheizungen Installieren wollten waren die nächtlichen Raumtemperaturen für kurze Zeit doch bis auf unter 12 bis 14°C gefallen. In den Holzterrarien der Pythons und Boas war es jedoch nicht kälter als 18°C, doch bei den Crotalus d. durissus wurde es im Glasterrarium schon auch mal 16°C kalt.
Dazu kommt noch, dass gerade dieser letzte Winter bei uns zwischendurch sehr kalt war, vor allem jedoch von November bis Ende März sehr lange dauerte. Dadurch wurde nicht nur der Nachwuchs dieser Klapperschlange hinausgezögert, sondern auch bei anderen Arten kam der Nachwuchs oder die Eier etwas später als die Jahre zuvor auf die Welt. So wurden zum Beispiel bei Deinagkistrodon acutus die Eier einen ganzen Monat später gelegt, als die Jahre davor. Waren in anderen Jahren schon Paarungen im März beobachtet worden, wurde es dieses Jahr April bis Mai.
Beim Ausbrüten von Eiern mit 1 bis 2° C kühleren Temperaturen als im Normalfall, kann eine Verzögerung bis vielleicht zwei Wochen möglich sein und ist nicht ungewöhnlich. Doch das ein langer Winter und ein paar Grad kälter die Tragzeit von Crotalus d. durissus bis 2 Monate verlängern können, war schon eine interessante und vor allem Nervenaufreibende Beobachtung. Mit jedem Tag Verzögerung wurde auch ich immer nervöser. Die Gedanken an eine Legenot wurde immer präsenter und daher haben wir angefangen jede Bewegung des Weibchens zu studieren und auf Anzeichen einer Legenot zu achten.
Wir waren auf jeden Fall sehr erleichtert als am 11.07.09 die Erlösung des Wartens kam.
Grössenunterschiede:
Wer jetzt denkt, dass die Babys durch die längere Tragzeit auch grösser sein müssten, als die Jungen in den Jahren davor, den müssen wir leider entäuschen.
|
2006 |
2007 |
2008 |
2009 |
Kleinstes Gewicht |
22.0g |
15.3g |
Keine Daten |
21.7g |
Grösstes Gewicht |
32.0g |
42.0g |
Erhoben, weil |
39.2g |
Durchschnittsgewicht |
29,5g |
37.33g |
sie in etwa |
28.5g |
Kleinste. Länge |
34.0cm |
26.0cm |
Gleich wie im |
32.0cm |
Grösste. Länge |
37.5cm |
39.0cm |
2007 waren. |
41.0cm |
Durchschnittliche Länge |
36.0cm |
36.7cm |
|
37.0cm |
Aussergewöhnlich war dieses Jahr jedoch, dass viele der Jungtiere eine sehr lange Dorsallinie haben. Einige Exemplare haben sogar über die gesamte Länge eine Dorsallinie was es in den vorherigen Jahren nie gab.
Übrigens, wer Nachzuchten von dieser wunderschönen Klapperschlangenart erwerben möchte, in der Schweiz gibt es schon die 3. Generation (Züchteradresse kann man bei uns anfordern). Die Aufzucht der Babys ist nicht schwierig. Wird die etwas höhere Luftfeuchtigkeit in den ersten Monaten beachtet und eine Tagestemperatur von örtlich bis zu 28°, die in der Nacht bis auf 24°C fallen kann, eingehalten, so gedeihen die kleinen sehr gut. Weitere Infos dazu findet man auf unserer Homepage: www.snakeparadise.ch
Roger Aeberhard
Originalbericht mit Fotos in Reptilia 81, Feb./März 2010, von Roger Aeberhard