Roger Aeberhard, bin am 16.10.1966 geboren und arbeite bei der TA-Media AG als CTP Operator.
Als ich im Jahre 1991 meine erste Schlange, (Python regius) bekam, brach sogleich der Schlangenvirus aus. Nach 6 Monaten waren es schon über 30 Tiere, wie Gelbanakondas, Tigerpythons, Kornnattern, div. Lampropheltis, Boas usw. Nach einem Jahr bekam ich die Bewilligung für Bothriechis schlegeli, Naja kaouthia, Crotalus vegrandis, Calloselasma rhodostoma und Echis carinatus. Ich habe mich von Anfang an sehr intensiv mit diesem Hobby auseinander gesetzt und hatte auch das Glück, einen sehr guten Mentor zu haben, der sich die Zeit für mich nahm und mir sehr viel beibrachte. Ich weiss heute noch, wie ich mich über die ersten Nachzuchten gefreut habe. Das hat sich auch bis heute noch nicht geändert.
Im Jahr 1999 wurde ich angefragt, ob ich nicht ein Serum Depot eröffnen möchte. Ich fand dies eine super Idee und machte mich sogleich an die Arbeit. Im Jahr darauf hatten wir unsere erste GV und gründeten die Landesgruppe Schweiz mit 12 Mitgliedern. Heute sind wir über 40 Mitglieder und wachsen immer noch.
Im Jahr 2000 hatte ich die Idee eines Kurses im Umgang von Giftschlangen. Im gleichen Jahr absolvierten die ersten zwei Teilnehmer, beide hatten schon länger ungiftige Schlangen, den Kurs und fanden es sehr gut. Das gab mir den Auftrieb, immer neues zu erfinden, verbessern und zu entwickeln. Riesig gefreut haben mich neben den Kursen für Privatpersonen vor allem die Kurse für Tierpfleger/innen vom Zollamt und für die Polizei.
In all den Jahren hatte ich leider auch schon Bissunfälle mit Giftschlangen auf die ich sicher nicht stolz bin. Diese Erfahrungen waren jedoch nicht nur schlecht, den dadurch habe ich mir auch wieder Gedanken gemacht wie solche Unfälle vermieden werden können und neue Hilfsmittel erfunden.
Da man bei diesem Hobby immer gefragt wird, ob man auch schon gebissen wurde und um Gerüchten vorzubeugen, erzähle ich kurz etwas über die Unfälle.
Im Jahr 1993 wurde ich beim Stopfen von einer Calloselasma mit einem Zahn gebissen. Da ich keine Symptome bekommen habe, Arbeitete ich weiter. Im 1998 wurde ich von einer Echis carinatus sochureki mit einem Zahn gebissen. Ebenfalls ein Unfall beim Stopfen. Ich hatte Druckschmerzen bis zur Mitte des Unterarmes. Nach drei Stunden blieben die Symptome gleich und nach 6 Stunden gingen sie sogar zurück. Am nächsten Tag habe ich auf drängen meiner Exfreundin das Blut untersuchen lassen. Die Veränderung der Gerinnung war nicht der Rede wert. Im Jahr 2001, als ich einer Mamba mit Rückenwirbelverkrümmungen beim Häuten half, ich war bereits beim letzten cm am Schwanz, da muss ich den Griff ungewollt etwas gelockert haben. Leider konnte sie mich dann mit einem Zahn beissen. Als nach ca. 15 min. Atembeschwerden kamen, rief ich zur Sicherheit dem Notfalldienst an. Es war ein Gefühl, wie wenn jemand die Luftröhre zudrückt. Die Symptome blieben jedoch sehr stabil und nach 8 Stunden wusste ich, dass ich es überstanden habe. Das waren alles so genannte Arbeitsunfälle bei denen ich sehr viel Glück hatte. Damit muss man rechnen und es akzeptieren, oder aufhören.
Am 25.05. 2002 passierte jedoch ein Unfall, der wie meistens Unfälle durch Unachtsamkeit geschah und wirklich total überflüssig war. Ich bekam von einer adulten Calloselasma rhodostoma einen Futterbiss. Je ein Zahn in Zeige- und Mittelfinger. Es vergingen keine 10 Minuten und mir wurde schwarz vor Augen. Nur dank dem, das ich mich sofort hinlegte, konnte ich eine Ohnmacht verhindern. Das brachte neben höllischen Schmerzen, eine Woche Spitalaufenthalt und die Verabreichung von 50 ml polyvelentem Antivenin.
Mein bisher letzter Bissunfall passierte am Samstag den 12.08.2006 ebenfalls durch grobe Unachtsamkeit. Trotz Stress und Übermüdung wollte ich noch mal eben schnell zwei Wasserbecken wechseln die vollgekotet waren. Das erste Wasserbecken holte ich, wie es eigentlich sein sollte, mit einer Zange raus. Beim herausholen des zweiten Wasserbecken habe ich nur eine der beiden Crotalus r. ruber gesehen, die andere jedoch nicht und an einer falschen Stelle vermutet. Also mal eben schnell rein gefasst und schon hatte mich die Crotalus r. ruber, die ich an falscher Stelle vermutete, mit einem Zahn in den kleinen Finger gebissen. Die Schwellung wanderte relativ langsam den Arm hoch. Da das Allgemeinbefinden gut war und auch sonst keine Begleiterscheinungen wie Nasenbluten, Zahnfleischbluten oder Blut im Urin auftraten, entschloss ich mich dazu erstmal abzuwarten und zu Hause zu bleiben. Das Wichtigste ist, den Arm nicht zu Bewegen. Nach 3 Stunden blieb die Schwellung am Ellbogen stehen. Das war für mich die Entscheidung, nicht ins Spital zu gehen. Doch Aufgepasst, so eine Entscheidung setzt auch gewisse Kenntnisse über den Verlauf von Giftschlangenbisse vorraus und kann trotzdem nicht bei jeder Giftschlange gemacht werden. Am Montag drauf liessen wir durch den Hausarzt noch das Blut untersuchen. Die Blutgerinnung war vollkommen in Ordnung. Lediglich die roten Blutplättchen waren etwas zu tief was sich 2 Tage später aber wieder normalisierte. Die Schwellung des Armes dauerte noch eine Woche an.
Roger Aeberhard