Trimeresurus puniceus
Java-Palmotter (Kuhl, 1824)
Nicht mehr in unserem Bestand
Ein Bericht von Andreas Gumprecht & Kamuran Tepedelen
Die drei monotypischen Arten Trimeresurus borneensis, brongersmai und puniceus bilden den Palmenottern- Komplex.
T. puniceus kommt in Indonesien auf den Inseln Sumatra (südliche Provinzen ) und Java sowie den Natuna- und Mentawai- Archipelen vor. Auf Java wurde sie zwischen 600 und 1500 m über Meer nachgewiesen.
Gefunden wurde sie sowohl in Regenwäldern, Bambusdickichten und im Buschland, sowie in Tee- und Kaffeeplantagen. Die Bergregenwälder sind klimatisch zum Teil extremen Temperaturschwankungen unterworfen. Die im Tiefland gemessenen Temperaturen liegen im Jahresdurchschnitt zwischen 22 und 34° C, für Bergregionen in 1000 m ü. M. zwischen 16 und 28° C und in 2000 m ü. M. lediglich zwischen 10 und 22° C.
Die natürliche Nahrung soll überwiegend aus Fröschen, Kleinsäugern und Echsen bestehen.
Die Dorsalschuppen sind gekielt. Die Diagnose der Beschuppungsverhältnisse lautet nach Manthey & Grossmann (1997) 158 bis 173 Ventralia, 41 bis 56 Subcaudalia, 21 bis 23 Reihen Dorsalia über die Körpermitte und 10 bis 13 Supra-, sowie 10 bis 13 Infralabialia. Auffallende äusserliche Merkmale sind das stets ungeteilte Anale und die Tatsache, dass das erste Supralabiala vom Nasale getrennt ist. Der Hemipenis ist auffallend kurz, von T-förmigen Aufbau, geteilt, mit wenigen kleinen Stacheln besetzt.
Die Körperfärbung und Zeichnung sind polymorph und einem deutlich ausgeprägtem Sexualdichromatismus unterworfen. Während männliche Tiere in der Regel dorsal dunkelgrau, dunkelbraun oder anthrazitgrau gefärbt sind, überwiegen bei weiblichen Tieren eher hellere Farbtöne wie beige, sandfarben oder orangebraun. Insbesondere weibliche Jungschlangen sind wesentlich heller gefärbt als adulte Exemplare, insofern liegt also eine Jugendfärbung vor. Die Bauchseitenfärbung entspricht zumeist in etwa der der Körperoberseite, erstere kann aber auch individuell heller oder dunkler sein. Die Körperoberseite ist mehr oder weniger regelmässig gefleckt, bisweilen gebändert. Die Flecken sind zumeist in ihrem Zentrum aufgehellt und bei Männchen sehr kontrastreich. Sie sind deutlich und scharf umrissen, während sie bei Weibchen bisweilen undeutlich erscheinen, so dass diese beinahe einfarbig wirken. In jedem Fall lassen sich die kontrastreichen Männchen relativ einfach von den weniger spektakulär gefärbten und gezeichneten Weibchen unterscheiden. Viele Exemplare weisen eine Tendenz zu willkürlich über den Kopf und Körper verstreuten hellen, zumeist weissen Flecken auf, welche in unregelmässigen Abständen links und rechts entlang der Körpermitte angeordnet sind. Andere sind derart von hellen Tupfen und Flecken übersät, dass sie wie bestäubt aussehen.
Der Schwanz ist bis zur Schwanzspitze prächtig rotbraun gefärbt und weißt dunkle, weiss eingefasste Querbänder auf. Meistens ist er auch mit einigen hellen Flecken gezeichnet. Die Kopffärbung entspricht der des Rumpfes, wird aber im Bereich der Oberlippenschilder und der Kehle heller. Unmittelbar hinter dem Auge beginnt ein heller Postocularstreifen, der im Halsbereich mit der Körperfärbung verschmilzt. Auch bei der Kopffärbung und Zeichnung liegt ein deutlich ausgeprägter Sexualdichromatismus vor. Männchen sind auch hier kontrastreicher, besonders im Bereich der Lippenschilder. Der Kopf setzt sich deutlich vom Hals ab und ist von seiner Form her dreieckig. Hinsichtlich des Körperbaus liegt ein deutlicher Sexualdimorphismus vor. Weibliche Tiere sind grösser und massiger als Männchen. Ferner besitzen Männchen etwas längere Schwänze als Weibchen gleicher Grösse. Die Farbe der Zunge ist variabel und scheint sich ebenso wie die Färbung des kleinen Auges nach der Grundfarbe des Kopfes zu richten. Bei Tieren mit dunkel gefärbten Köpfen sind sowohl das Auge als auch die Zunge dunkel, bei Tieren mit eher heller Kopffärbung sind Zunge und die Augen hell gefärbt.
Bestimmungshilfe
Trimeresurus puniceus ist selbst für das geübte Auge nur schwer von den beiden anderen Palmenotternarten zu unterscheiden. Kriterium zur Abgrenzung zu den beiden anderen Arten ist, ob das zweite Supralabiale direkt an die Lorealgrube angrenzt oder nicht. Ist letzteres der Fall, hat man eindeutig T. puniceus vorliegend. Ein weiteres Kriterium ist die verschiedenartige Beschaffenheit der Supraocularia: die von T. brongersmai sind deutlich verlängert und aufgerichtet; jene von T. puniceus sind ebenfalls aufgerichtet, aber nicht verlängert; bei T. borneensis sind sie weder verlängert noch aufgerichtet.
Haltung
Ich habe im August 2002 ein frisch geschlüpftes Paar Tiere bekommen. Ich halte beide Tiere, es sind 1.1, einzeln in grösseren Boxen. Es befinden sich Kletteräste, Versteckmöglichkeiten am Boden und ein Trinkgefäss darin. Als Bodengrund habe ich Torfersatz verwendet.
Die Temperaturen sind im Sommer zwischen 25 und 29° C am Tage, und 20 bis 23° C in der Nacht. Im Winter waren die Höchsttemperaturen 28° am Tage und 22° in der Nacht. Die Tiefstwerte waren im Winter 23° am Tage und 18° C. in der Nacht.
Nach zwei Wochen Anklimatisierung wurde vom Weibchen sofort eine nackte Maus angenommen, für welches das Männchen noch ein paar Tage länger brauchte. Nach der ersten Nahrung nahmen sie ohne Probleme alle zwei Wochen 1 bis 2 nackte Mäuse an.
Ich bespritze die Boxen jeden zweiten Abend, nach dem eindunkeln, mit knapp handwarmem Wasser.
Da mir die puniceus sehr gut gefällt wurden es mittlerweilen 8 Tiere die alle einzeln gehalten werden. Am Tage sind sie eher Versteckt und kommen erst in der Nacht heraus. Das Füttern gestaltet sich zum Teil als nicht ganz einfach. Oft beissen sie in die Maus und lassen sie liegen, vor allem wenn sie sich noch stark bewegt. Frisch getötete Mäuse gehen besser. Man muss jedoch schauen dass sie sie im Maul behalten und nicht wieder loslassen.
Gift und Toxidität
In der aktuellen Literatur finden sich keine detaillierten Aufzeichnungen zu Bissfällen, die von Trimeresurus puniceus verursacht worden wären, obwohl einige wenige bekannt sind (David & Vogel 1996). Auch wenn u. a. L. Trutnau (1990) das Gift der Palmenottern „nicht allzu stark“ einschätzt, möchten die Autoren vor einem leichtfertigen Umgang mit dieser Giftschlange warnen. Die bekannten Bissfälle nahmen zwar einen glimpflichen Ausgang und führten lediglich zu örtlichen Schwellungen, letztlich besagt dies aber nichts über die Potenz des Giftes. Ein Vollbiss von T. puniceus zieht mit Sicherheit gravierende Auswirkungen nach sich. Es ist sich uneingeschränkt der Meinung von David & Vogel (1996) anzuschliessen, die T. puniceus als potentiell gefährlich einzustufen.