Brillenschlange (Linnaeus, 1758)
Diese Kobra besitzt im Nacken eine Zeichnung, die wie eine Brille aussieht, daher der Name Brillenschlange. Der kurze, flache Kopf setzt sich kaum vom Hals ab. Naja naja besitzt kein Lorealschild. Im weiteren sind 7 Supralabialia, 7 Infralabialia, ein Praeoculara und 2 Postocularia vorhanden. Das Praeocularschild grenzt stets an das Internasalschild. Die glatten Schuppen umgeben die Nackenmitte in 25 - 35 schrägen Reihen und in 21-23 in der Rumpfmitte. Im weiteren sind noch 182 bis 196 Ventralia und 53 bis 67 Subcaudalia vorhanden. (Die Schlangen Pakistans, Muhammad Sharif Khan, 2002)
Sie ist eine muskulöse, langgestreckte und rundliche Schlange. Sie ist einfarbig von braun bis schwarz und weist gelegentlich Querbänder auf. Die Bauchseite weist einen gelblichen bis schwarzen Farbton auf.
Länge: 150 - 220 cm
Lebensraum
Die Naja naja kommt von West-Pakistan über Indien und Sri Lanka bis nach Bangladesh vor. In der Horizontale lebt sie von Meereshöhe bis zum Himalaja auf 4000 Meter über Meer. Die genauen Verbreitungsgrenzen, besonders nach Osten hin, sind unbekannt. Unsere Tiere sind aus Sri Lanka
Sie bewohnt die verschiedensten Lebensräume. Vom dichten Dschungel über Graslandschaften, Uferfegetationen, Trockenwälder, Steppen und Savannen bis zu kultivierten Gebieten. Obwohl sie vorwiegend bodenbewohnend ist, klettert sie gerne auf Büsche und Bäume, auf der Suche nach Vogelnester, um Vögel und deren Eier zu verspeisen. Sie ist ebenfalls eine gute Schwimmerin. Die Tagaktive, vor allem über die Mittagszeit jagende Kobra sucht gerne Reisanbaugebiete auf wo sie auf Mäuse und Geflügel bis zu menschlichen Behausungen vordringt. Als Wohnung werden Rattenbauten und ähnliches bevorzugt.
Jungtiere ernähren sich von Insekten, Fröschen, Eidechsen und kleinen Schlangen. Mit zunehmendem Wachstum wagt sie sich an Vögel, Mäuse, Ratten und überwältigen selbst wehrhafte Warane. Obwohl nachtaktiv, sind sie auch am Tage anzutreffen. Meine Tiere sind zum Teil sehr Aktiv tagsüber.
Die Paarung erfolgt in Sri Lanka von Dezember bis Februar, die Eiablage von April bis Mai. Die bis zu 40 Eier sind im Verhältnis zu anderen Kobraeiern sehr klein. Sie werden bei 29 bis 30° C und einer Luftfeuchtigkeit von ca. 80% ausgebrütet. Nach 60 bis 65 Tagen schlüpfen die Jungen. Meine Tiere bekommen eine zweimonatige Winterruhe bei ca. 20° C von Januar bis Februar oder März, also nach unserem Winter. Die Paarung erfolgt unmittelbar nach der Winterruhe.
Haltung und Zucht
Naja naja's brauchen ein geräumiges Terrarium. Als Bodengrund verwende ich Torfersatz. Ein grosser Wasserbehälter und einigen Unterschlupfmöglichkeiten aus Steinen oder Holz dürfen nicht fehlen. Ein paar starke Kletteräste werden gerne benutzt. Auch eine Ablage unter der Beleuchtung wird zwischendurch gerne benützt.
Manchmal liegt ein Adultes Tier auf einem dicken Ast unter der Beleuchtung wie ein Chondropython zusammen gerollt.
Die Beleuchtung sollte täglich 12 - 14 Stunden in Betrieb sein. Sie fühlt sich bei Luft- und Bodentemperaturen zwischen 25 und 32° C wohl. Nachts braucht es kaum eine Absenkung. Wenn das Weibchen trächtig ist, lege ich eine Box, gefüllt mit leicht feuchter Erde ins Terrarium, die von meinem Weibchen sehr geschätzt wird. Naja naja ist eine sehr ruhige Giftschlange. Wenn sie sich an den Pfleger gewöhnt haben, sind sie sogar auch Neugierig und nicht mehr so scheu. Jungtiere sind sehr flink und bleiben nicht lange auf einem Haken. Die Jungen werden bei mir einzeln in Boxen aufgezogen. Wenn sie während der Häutung zu trocken gehalten werden, wird die Haut in fetzen abgestreift. Also vor der Häutung genügend Wasser spritzen. Das Verhalten von Jungtieren im Terrarium ist total anderst als ausserhalb auf dem Boden. Während sie sich im Terrarium schnell mal Aufstellen und den Schild spreizen, wollen sie ausserhalb immer nur flüchten. Sie sind sehr flink und bleiben nicht auf einem Haken liegen. Die Adulten Tiere hingegen stellen ihren Schild im Terrarium sehr selten bis nie. Sie sind eher Scheu und verkriechen sich. Auch ausserhalb wollen sie nur Flüchten und beissen nie. Ich muss meine Tiere recht Ärgern bis sie mal den Schild stellen. Wenn ich sie jedoch mal dazu gebracht habe, bleiben sie wie versteinert mit erhobenem Kopf und sind dann sehr Fotogehn. In der Regel fressen die Jungen nach ihrer ersten Häutung selbständig nackte Mäuse.
Nachzuchten
Naja naja ist nicht einfach zu Züchten, jedoch auch nicht unmöglich. Wie so oft kommt es darauf an wir das Päärchen harmoniert und ob es Wildfänge sind oder Nachzuchten. Mit Nachzuchten wird auch das Züchten in der Regel einfacher, da sich die Tiere schon an bestimmte Faktoren in unseren Breitengraden gewöhnt haben. Im Jahr 2005 hatten wir ausser einem befruchteten Ei nur Wachseier. Ich habe für das folgende Jahr eine etwas kühlere Winterruhe mit den Tieren gemacht und hatten dafür am 04.06.2006 12 befruchtete Eier neben ca. 30 Wachseiern. Es könnte sein dass die Luftfeuchtigkeit im Inkubator zu hoch war, denn leider sind bis auf 3 Eier alle schwarz geworden. Die Eier waren im Durchschnitt 16 gramm schwer. Am 03.08.06 schlüpften die drei Jungtiere mit einer länge von 31 cm und einem Gewicht von 12 gramm. Die Aufzucht bereitete keine Probleme und die Jungen frassen nach ihrer ersten Häutung auch anstandslos nackte Mäuse.
Im Jahr 2007 gab es 9 Jungtiere. Die Eier wurden am 02.06.07 Gelegt, inkl. 16 Wachseier. Die Eier hatten folgende Grösse. Die Dicke war zwischen 2.5 und 2.9 cm und die Länge zwischen 3.9 und 4.1 cm. Das Gewicht der Eier war zwischen 17.1 und 20.4 gramm schwer. Zwischen dem 04.08. und 07.08.07 sind alle geschlüpft.
Im 2008 hatten wir leider am 16.04.2008 nur unbefruchtete Eier.
Mittlerweilen sind unsere Naja naja 19 Jahre alt und wir dürfen um jedes Geleg noch froh sein. Am 17.05.2009 konnten wir 13 gutaussehende Eier und 19 Wachseier aus der Schlupfbox nehmen. Die Eier hatten ein Gewicht von 234 gramm. Somit war ein Ei im durchschnitt 18 gramm schwer. Ob es an den Tieren liegt oder dem Substrat, wir wissen es nicht. Am 21.07.09 schlüpfte 1 Jungtier aus einem Ei. Beim Aufschneiden der restlichen Eier waren ein paar nicht Befruchtet und ein paar nicht richtig Entwickelt. Das Jungtier das eine wunderschöne Brillenzeichnung hat werden wir behalten.
2010, 25 Eier wurden am 30.05.2010 in der Schlupfbox gefunden. Zwischen dem 02.07. und 11.07.2010 sind 11 Babys geschlüpft. Also 9 Tage vom ersten bis zum letzten Baby ist eine lange Zeit. Die kleinen haben alle nach der ersten Häutung selbständig gefressen.
2011 wurden wieder am 30.05. Eier gefunden, jedoch nur 7 Stück. Davon sind 4 Babys geschlüpft. Die Elterntiere haben Jahrgang 1990 und werden jetzt im 2012 22 Jahre alt. Äusserlich sehen sie sehr Fit aus und auch das Verhalten zeigt keine Anzeichen dass sie nicht mehr allzulange Leben würden. Ich kann mir gut vorstellen dass sie noch einige Jahre Leben.
Während die Adulten Tiere sehr Ruhig werden und auch gut auf einem Haken bleiben so sind sie Jungen äusserst flink und schnell. Mit einem Haken ist es sehr schwer sie zu Händeln. Doch auch Naja naja gehört zu den Kobras die selten bis nie Beissen, weder die Adulten noch die Jungtiere die nur immer flüchten wollen. Doch aufgepasst, es gibt immer Ausnahmen. Und wenn eine Kobra Hunger hat so kann sich das Verhalten auch ganz schnell ändern.
Giftwirkung und Symptome, die bei einem Vollbiss eintreten können:
Lokale Gifteffekte
- Schmerzen an Bissstelle und lokale Schwellung
- Nekrose
Neurologische Gifteffekte
- Dysphagie
- Ptosis
- Dysphasie
- generalisierte Muskelschwäche
- Lähmung der Atemmuskulatur mit respiratorischem Versagen
Erste Hilfe
- Notarzt- Krankenwagen anrufen und Ruhe bewahren
- Ringe und Schmuckstücke ausziehen
- Kompressionsbinde anlegen, jedoch keine arterielle Stauung verursachen
- Jegliches Aufschneiden der Bissstelle oder sonst wo kann ich nicht empfehlen
Antivenin
- Polyvalent antisnake venom Serum (Haffkine)
- Dosierung und Nebenwirkungen siehe Beipackzettel des Herstellers.
Die Brillenschlange Naja naja von Philipp Einfalt, 2012
ISBN: 978-3-86659-193-6 Natur und Tier- Verlag aus der Serie Art für Art